Die Pubertät des Hundes

Die Pubertät des Hundes

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Auch Rüden sind läufig


Ein Beitrag von Robert Bauer

Eine Hündin kann, je nach Individuum, im Alter von etwa sechs Monaten läufig werden. Oft kommen Hündinnen mit dieser ersten Veränderung nicht ganz klar, andere hingegen laufen bereits auf der Suche nach einem männlichen Partner weiter weg und geben dem Wort Läufigkeit seine Bedeutung. Der Hundehalter führt in diesen drei Wochen seine Hündin an der Leine aus und meidet die stark frequentierten Hundewege. Die Hündin bekommt so zwar momentan weniger Kontakt mit Artgenossen, kann sich aber auch besser auf die hormonellen Vorgänge im Körper einlassen.
Hündinnen können in dieser Zeit recht zickig werden und ihre besten Freundinnen abschnappen.
Und wie sieht es mit den Rüden aus?

 

Von ihnen erwartet man in der Regel, dass sie sich immer freundlich mit Artgenossen vertragen, denn aggressives Verhalten ist unerwünscht.
Somit spaziert der Hundebesitzer mit seinem Rüden genau dort, wo er immer spazieren ging. Auch geht er zumeist gewissen Situationen nicht aus dem Wege und bietet den bekannten Hundebesitzern ein Bild der hoffnungslosen Überforderung, weil der freundliche Hund von gestern sich heute wie ein Irrer gebärdet. Rüden machen also eine ebenso starke hormonelle Veränderung durch wie Hündinnen. Sie sind sozusagen auch läufig, indem sie spinnen; obwohl dies eigentlich der falsche Ausdruck ist. Aber so sehen es leider die meisten Hundebesitzer bzw. die meisten Bürger. Tatsache ist hingegen, dass die Rüden mit dieser für sie völlig neuen Situation in ihrem Kopf überfordert sind, wodurch sich ihr Verhalten kurzfristig völlig verändern kann.

Manch einem Rüden könnte über diese Zeit besser geholfen werden, wenn er sich mit weniger Konkurrenten auseinandersetzen müsste, anstatt ständig für sein aufbrausendes Temperament gegängelt zu werden. Die Kastration ist dafür kein Heilmittel. Oft werden Hunde dadurch in der aktuellen Verhaltens-Situation regelrecht eingefroren. Kastration kann somit zur Verschlimmerung des Verhaltens führen. Deshalb sollte eine Entscheidung bezüglich dessen sehr genau überprüft und überdacht werden, da man heutzutage sehr viel mehr über die Folgen eines solchen Eingriffs gerade während der schwierigen Zeit des Erwachsenwerdens weiß.

Neben dieser „Läufigkeit des Rüden“ kommt aber jeder Hund irgendwann zwischen dem 8. und dem 12. Monat in die Pubertät. Die Pubertät kann sich bis zu einem Alter von 2 bis 2,5 Jahren hinziehen, je nach Größe und Rasse des Hundes. Dies bedeutet nun aber nicht, dass unser kleiner Liebling durchweg zu spinnen beginnt bzw. verrückt spielt, weil in seinem Gehirn alles durcheinanderkommt und er dadurch selbst nicht mehr weiß, was eigentlich los ist. Denn das würde sein Organismus auch gar nicht verkraften. Nein, vielmehr kommt es während der Pubertät immer wieder in kleineren oder auch etwas größeren Abständen zu sogenannten „Pubertätsphasen“, die jeweils 1-3 Tage anhalten können und zugleich für den gesamten Organismus Stress bedeuten.
Während dieser einzelnen Pubertätsphasen finden verstärkt wichtige Lernprozesse statt, die besonders nachhaltige Wirkung haben. Verschiedene Angst- und Fremdphasen machen diese Zeit nochmals schwieriger. Als Hundehalter sollte man diese unterschiedlichen, einmal stärker und einmal wieder etwas schwächer ausfallenden pubertären Verhaltensweisen seines Hundes keinesfalls als persönlichen Angriff oder als Niederlage der bisherigen Erzie­hungsbemühungen einstufen. Denn das wäre völlig falsch.
Eigentlich weiß Ihr kleiner Liebling während dieser einzelnen Pubertätsphasen ohnehin nicht, was los ist und was in seinem Kopf vorgeht, so dass er deshalb ganz besonders das Verständnis von Herrchen oder Frauchen braucht. Für ihn ist es nicht nur während der Zeit der Pubertät, sondern auch ganz besonders während der in Abständen auftretenden Pubertätsphasen außerordentlich wichtig, dass er erkennt, dass Herrchen oder Frauchen genau jener Halt ist, den er so dringend in diesen Zeiten benötigt.
 
Hormone, geruchliche Neuorientierung, Neuordnung im Gehirn sowie die Neufindung der eigenen Identität spielen in der Zeit der Pubertät sowie verstärkt während der einzelnen Pubertätsphasen vorrangige Rollen für den von uns geliebten Vierbeiner. Auch lernen unsere Lieblinge während der Pubertät, sich sexuell zu definieren.

Was oft als „der Hund testet lediglich, wer der Boss ist“ ausgelegt wird, geht demzufolge während der Zeit der Pubertät auf die Überprüfung der bisher entstandenen Verschaltungen im Gehirn zurück. In der Zeit der Pubertät wächst das Gehirn nämlich nicht mehr, dafür werden aber nun nach und nach unnütze und überflüssige sowie hinderliche Verbindungen entfernt. Es wird sozusagen im Gehirn eines Hundes aufgeräumt, wobei auch neue Verknüpfungen entstehen oder aber bereits bestehende gefestigt werden.
 
Es sollte somit für uns Hundebesitzer eine positive Herausforderung sein, unserem pubertären Liebling soweit wie möglich zu helfen, indem wir ihm Stabilität vermitteln, damit er letztlich wichtige Verbindungen im Gehirn festigen kann, anstatt sie zu löschen. Und dies gilt ganz besonders während der einzelnen Pubertätsphasen, wo wir unserem Vierbeiner ein zuverlässiger Freund und Partner sein müssen, damit sich u.a. schon mal jene Verknüpfung im Gehirn stabilisiert: „nämlich dass Herrchen oder Frauchen jener zuverlässige Halt ist, den er braucht – und wo er stets Geborgenheit und Sicherheit findet!“
 
Glauben Sie mir, werte Leser und Leserinnen dieses Beitrags, unsere geliebten Vierbeiner sind es wert, dass wir Hundebesitzer diese für uns oftmals störenden oder auch belastenden Phasen durchmachen bzw. gemeinsam mit unserem Liebling durchleben müssen.

Robert Bauer




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